Bericht – Peru

Tag 1: Unsere Anreise war ohne Turbulenzen vonstattengegangen und wir haben uns gut zurechtgefunden. Um 3:30 Uhr verließen wir unser Zuhause, um 8:10 Uhr den deutschen Boden. Als wir endlich um 3:00 Uhr (Ortszeit Deutschland) in dem Haus im Stadtteil Surco in Lima ankamen, waren wir beide sehr erschöpft und gingen zügig ins Bett. Bei der Anreise sahen wir die Anden, die Küste und die Stadt. Der erste Eindruck war: Oh Hilfe! Wie fahren die Leute hier Auto???

Tag 2: Um 6:30 Uhr standen wir auf und frühstückten. Es gab frisch gepressten Orangensaft, Toast und Marmelade, sowie Käse und so weiter. Dann wurden wir zur Alexander von Humboldt Schule gebracht, die als einer der besten Privatschulen in Peru bekannt ist. Dort nahmen wir am Deutschunterricht teil und wurden von Schulleiter des Berufsbildungszentrums Herrn Buddecke herumgeführt. Es war sehr spannend und wir waren positiv überrascht, da das Gelände so unglaublich schön war. Wenn man das Bild vom schmutzigen, lauten Lima im Kopf hatte und dann hinter den Mauern der Schule unterwegs sein darf, wird der Unterschied sehr deutlich. Es gibt viele gepflegte Rasenflächen, Pflanzen und Kunstwerke von Schülern. Sogar einen Teich mit Schildkröten wurde uns dort gezeigt.

Tag 3: Am dritten Tag nahmen wir uns frei, da wir doch noch sehr erledigt waren. Wir kauften uns ein paar Dinge in einem Supermarkt, dem Plaza Vea. Da wir unseren Sprudel gewohnt waren, kauften wir uns diesen erst einmal Literweise. Außerdem konnten wir über die Auswahl im Supermarkt nur staunen. Es gab Elektroartikel, Lebensmittel, Autoreifen, Kinderartikel, Kleidung und Haushaltsartikel zu kaufen. Über das Reisangebot waren wir mehr als erstaunt. In Peru isst man fast jedes Gericht mit Reis. Noch überwältigender war allerdings die Obst- und Gemüseabteilung. Es gab Unmengen an Orangen, Avocados und Kartoffeln. In Peru gibt es über 3000 Kartoffelarten, hat mir ein Freund aus der Schule erzählt. Außerdem hat der Kartoffelchip-Hersteller „Lays“ eine Extra Peru-Edition herausgebracht, welche die vielfältigen Sorten beinhaltet.

Tag 4: An diesem Tag begann unser Praktikum bei Faber Castell. Der Weg dorthin war abenteuerlich. Dazu muss man sagen, dass Zebrastreifen in Peru nur farbige Striche auf dem Boden sind, die keinerlei Bedeutung für Autofahrer haben. Das lernten wir ziemlich früh, als wir fast überfahren wurden. Andere Verkehrsregeln gibt es demnach auch nicht. Wir fuhren also mit dem Bus los. Das läuft so ab: Man setzt sich auf einen freien Platz (es gibt reservierte Plätze für alte Menschen, schwangere Frauen oder Frauen mit Kind) und wartete bis ein Assistent des Fahrers zu einem kam und sein Geld abholte. In Lima zahlt man pro Fahrt. Die Straßen, die Federung des Fahrzeugs und der Fahrer machen eine Busfahrt immer interessant.
Bei Faber Castell angekommen wurde Anna für 4 Tage ins Marketing und danach für 4 Tage in die Produktion eingeteilt. Bei Julia war es anders herum. Wir bekamen eine Führung von zwei Azubis, Bruno und Santiago, sie zeigten uns die Herstellung der Marker und Stifte bei Faber Castell. Es war für uns sehr interessant eine deutsche Firma in einem fremden Land zu besichtigen.
Im Marketing durfte Anna helfen, ein Event mit Artikeln auszustatten, das heißt, sie hat eine bunte Gitarre aus Papier, eine Weihnachtskarte und Holztafeln mit Knetmotiven gebastelt. Der Arbeitstag für uns bei Faber Castell ging immer von 08:00 Uhr bis 15:00 Uhr, inklusive einer Stunde Pause – das sind die gesetzlichen Vorschriften. In der Kantine tranken wir ein traditionelles peruanisches Getränk, schwarzer Mais Saft mit Apfel und Zimt. Dies wird „Chicha“ genannt. War nicht so unser Fall…
Nach der Arbeit gingen wir beide mit Bruno noch einen Kaffee bei Starbucks trinken. Die Jungs in Peru sind sehr vornehm, sie halten einem die Türen auf und wollen einem immer helfen und alles bezahlen, was wir zwei natürlich nicht zulassen konnten.

Tag 5: An diesem Tag wurden Bruno und Anna mit der Aufgabe betraut, ein Werbevideo für ein neues Produkt zu entwerfen. Wir bekamen die Eckdaten und begannen von Hand eine Art Comic zu zeichnen. Außerdem schrieben wir den Text dazu, Bruno übersetzte das niedergeschriebene auf Spanisch, um es den Kollegen besser verständlich zu machen. In der Mittagspause gab es in der Kantine Fisch und Reis. Außerdem tranken wir Guavensaft.
Abends besuchte Anna mit Melissa, ihrer Schwester Melanie, sowie den Freundinnen Dana und Brenda das Larcomar, ein Einkaufszentrum mit Meerblick. Sie kaufte sehr teure Schokolade für ihre Familie und sie aßen in einem Restaurant zu Abend. Außerdem zeigten die Mädchen Anna einen Liebespark, mit einer Statue, die der Vater eines Freundes von Bruno gemacht hatte. Sie aß ein Eis von Pinkberry, das mit verschiedenen Toppings versehen war und einfach göttlich geschmeckt hat.

Tag 6: Es war Samstag und Melissa war in der Schule, also gingen wir einkaufen, um am Sonntag für die Familie kochen zu können. Das Einkaufen war sehr chaotisch aber wir waren sehr stolz auf uns, als wir es geschafft hatten. Wir schnippelten zuhause das Obst und Gemüse und bereiteten alles vor um einen Avocado Salat, frittiertes Hähnchen und Obstsalat zu machen. Dabei benutzten wir auch eine peruanische Frucht, die sehr gut schmeckte.
Bruno erzählte uns einmal während einer Busfahrt, dass die Grenzen zwischen Arm und Reich sehr groß sind. Das fiel uns auch beim Beobachten der Stadt auf. Es gab zum einen die Menschen, die verzweifelt versuchten auf der Straße Süßigkeiten und warmes Essen zu verkaufen und dann gab es einige Anzugträger, die mit ihrem BMW, Audi oder Mercedes herumfuhren. Uns wurde klar, dass Melissas Familie zu der besser gestellten Bevölkerungsschicht gehörte. Zwei Autos, ein ruhig gelegenes Haus mit Pool und die Möglichkeit auf eine Privatschule zu gehen und später in Deutschland zu studieren.
Am Abend spielten wir „Der Große Dalmuti“ mit Freunden. Das war ein Kartenspiel. Außerdem hörten wir lateinamerikanische Musik und aßen Snacks mit einer pikanten Soße.

Tag 7: Wir standen Früh auf und bereiteten das Kochen vor. In den nächsten Stunden machten wir in Joghurt eingelegtes, frittiertes Hähnchenbrustfilet mit Avocado-Zwiebel-Tomatensalat und als Nachtisch Brownies. Dann deckten wir den Tisch, pressten Orangensaft und warteten auf die Familie. Es hat zum Glück gut geschmeckt, was uns sehr erleichtert hat. Zum Essen gab es Pisco, das ist ein peruanischer Schnaps. Mit Ginger-Ale, Eis und Limette als Mixgetränk wird er „Chilcano“ genannt. Den restlichen Tag verbrachten wir damit, in unserem Zimmer zu sein und mit unseren Familien zu sprechen.

Tag 8: Montags ging es wieder in die Schule. Dort hatten wir zuerst eine Doppelstunde Mathe für die Kandidaten, die neben der Berufsausbildung auch noch die Fachhochschulreife ablegen wollen. Da das Ganze auf Abitur-Niveau war, verstanden wir nur Bahnhof. Dann hatten wir Buchführung und erkannten sogar ein paar der Inhalte aus unserem eigenen Lernstoff wieder. Im Anschluss hatten wir mit der Klasse des Groß-und Außenhandels Englisch. Dort werden zurzeit Vorträge gehalten und bewertet. Dann hatten wir Personalwesen, wo wir über verschiedene Führungsstile im Unternehmen sprachen. Es ist ungewohnt, so eine kleine Klasse zu haben. Mit uns sind es acht Schüler unter den Industriekaufleuten. Danach hatten wir Deutsch, wo es um die korrekte Erstellung eines Lebenslaufs ging. Es wurde besprochen, was unbedingt hineinmusste und was nur bedingt. Nach der Mittagspause hatten wir Wirtschaftspolitik, wo es um den 0% Zins ging. Im Anschluss hatten wir Finanzierung und Investition mit Herrn Buddecke. Da ging es um verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten, die wir in Gruppen bearbeiteten und präsentierten. Ich war in der Gruppe Realkredite. Zum Schluss folgte ein Fach auf Spanisch: Peruanisches Recht. Dann hatten wir Schule aus und gingen nach Hause. Abends besuchten wir den Onkel von Melissa, da er Geburtstag hatte und aßen eine unglaublich leckere Süßigkeit.

Tag 9: Dienstags begann die Schule wieder um halb acht mit Marketing auf Spanisch. Auch dies war eine Doppelstunde mit der GK Klasse. Dann hatten wir Deutsch, wo wieder der Lebenslauf das Thema war. Im Anschluss hatten wir Buchführung. Dann kam Finanzierung und Investition, wo wir zwei Stunden lang unsere Präsentation fertig stellten und den anderen vorstellten. Nun kam Personalwesen dran, wo wir uns über die Körpersprache bei Gesprächen unterhielten. In Englisch bekamen wir wieder eine Präsentation gezeigt. Dann folgte Internationaler Handel auf Spanisch. Damit war dann unser Schultag beendet. Julia, Camila, Lucero, eine andere Freundin und ich gingen zusammen zu Bembos, das ist eine Fast-Food-Kette und aßen eine Kleinigkeit. Danach trafen wir uns mit Bruno, Santiago und Melanie in einem Einkaufszentrum, wo es einen Raum gab, in dem man kostenlos spielen konnte. Wir spielten einige lustige Spiele und hatten viel Spaß.

Tag 10: Am Mittwoch fuhren wir wieder zu Faber Castell. Anna verbrachte ihren Tag mit basteln.

Tag 11: Donnerstags bastelte sie ebenfalls wieder und trug Daten in eine Excel Tabelle ein. Es ging dabei um Preise von Faber-Castell im Vergleich zur Konkurrenz. Abends besuchten wir eine Karaoke Bar und Anna „sang“ „Hey There Delilah“,“Wonderwall“ und „Can´t hold us“, wobei sich herausstellte, dass sie gewisse Stellen ziemlich gut rappen konnte  Es war ein netter Abend mit Freunden. Das peruanische Bier hat sich als trinkbar erwiesen.

Tag 12: Freitags war Annas letzter Arbeitstag im Marketing, da beendete sie die Excel Liste mit Bruno und fasste erste Überlegungen für einen neuen Werbespot zusammen. Abends besuchten wir eine Abschiedsparty, für ein paar Freunde unserer Gastegberinnen, die nach Deutschland gehen werden. Danach besuchten wir eine Disco und tanzten bis halb fünf Uhr morgens.

Tag 13: Den Sonntag nutzten wir zum Entspannen. Am Mittag machten wir uns auf zum Strand, um Muscheln zu sammeln. Leider fanden wir nur Steine. Wir schossen viele Fotos und hatten Spaß. Auf dem Rückweg gerieten wir durch viele Missverständnisse in ein öffentliches Taxi, das uns aber zum Glück sicher nach Hause brachte, wobei wir wirklich sehr nervös waren als uns klar wurde, wie dumm das von uns war.

Tag 14: Montags hatten wir wieder Schule und durchliefen die gewohnte Abfolge der Unterrichtsfächer.

Tag 15: Auch am Dienstag hatten wir wieder Schule und besuchten danach die Bank. Dann kauften Julia und Anna Postkarten für Zuhause, die wir aufgrund der hohen Preise erst in Madrid abschicken wollen.

Tag 16: Am Feiertag „Santa Rosa de Lima“ fuhren wir mit der Familie in einen in den Bergen liegenden Stadtteil von Lima. Dort besuchten wir ein Resort, in dessen Pool ich ein paar Runden drehte. Dann spielten wir Tischkicker und leider verlor Deutschland gegen Peru. Dann spielten wir ein Spiel, bei dem wir einen Ball mit einem Schläger gegen eine Wand spielen sollten, leider traf Anna aufgrund ihres geringen Könnens einen kleinen Jungen. Oups. Dann spielten wir faules Ei und machten Bilder in der Sonne. Es war ein toller Tag!

Tag 17: Am Donnerstag war ich mit Santiago in der Produktion. Dort trugen wir auf einer Liste, die hinterher in ein Excel Liste eingepflegt wurde ein, was wir an den Maschinen in 2 Hallen kontrollierten: Menge der Teile, Teile, die in einer Minute hergestellt wurden, Farbe, Name und Fehler. Wir zählten einiges nach. Es werden z.B. etwa 580 Teile (in die später die Tinte kommt) in einer Minute hergestellt! Dann kontrollierte Santiago die Anweisungsblätter für das Personal an den Maschinen und tauschte falsche aus. Dann verteilten wir ein aktuelles Datenblatt an jede Maschine. Dabei trugen wir Sicherheitskleidung und Ohrenstöpsel.

Tag 18: An diesem Tag gingen wir abends nach der Arbeit auf eine Party, bei der sogar jemand aus Deutschland da war! Uns hat es gefallen sich mal mit jemanden aus der Heimat zu unterhalten.

Tag 19: Am Samstag besuchte Melissas Mutter mit uns Lima Downtown. Dort kauften wir Mitbringsel, aßen eine leckere Süßigkeit und ließen uns von einem Straßenkünstler zeichnen. Wir schauten uns ein paar Sehenswürdigkeiten an, wie den Regierungspalast und die Kirche (von außen).

Tag 20: Am Sonntag fuhren wir Frühs um 6 Uhr mit einer Reisegruppe nach Paracas. Dort besichtigten wir per Boot ein paar Inseln, auf denen Unmengen Vögel waren. Es hat bestialisch gestunken (dort wird noch Guano – ein Dünger abgebaut) aber war auch toll, da wir Seelöwen gesehen haben. Danach fuhren wir zu einer Pisco Probe und aßen zu Mittag. Es waren sogar ein paar Deutsche dabei und wir konnten uns mit allen verständigen, da Melissas Cousine aus Florida (sie spricht Spanisch) dabei war und mit uns gereist ist. Danach fuhren wir nach Ica. Es war so aufregend mit dem Buggy durch die Wüste zu brausen! Und dann noch mit dem Sandboard riesige Dünen runter zu fahren! Wow, es war wirklich Adrenalin pur!

Tag 21: Am folgenden Tag war Anna krank. Salate von außerhalb zu essen war nicht sehr schlau gewesen…

Tag 22: Der letzte Schultag war sehr entspannt aber wir waren auch sehr traurig, dass es nun bald vorbei war. Nach der Schule ging Anna mit ein paar Freunden spielen, was sehr schön war.

Tag 23: Der letzte Tag bei Faber Castell war auch sehr emotional. Wir bekamen Material mit, kauften ein paar Sachen für uns selbst und machten Fotos mit den Leuten dort. Dann gaben wir Bruno und Santiago noch was bei Starbucks aus als Dankeschön. Danach gingen Melissa, Gabriela, Julia und ich ins Kino. Obwohl Melissa versprochen hatte, der Film wäre auf Englisch, genossen wir einen spanischen Film, den wir nicht wirklich verstanden. War aber schon okay.
Damit ging für uns eine wundervolle Zeit zu Ende, wir haben viel gesehen, gelernt und sind selbstständiger geworden. An manchen Tagen vermissen wir Lima und die Freunde, die wir dort kennen gelernt haben. Wir sind dankbar, die Chance bekommen zu haben und unglaublich froh, dass dieser Monat so schön war. Die Herzlichkeit der Menschen hat uns berührt und wir haben einen weiteren Platz auf der Welt gefunden, an dem wir jederzeit willkommen sind. Danke dafür!

BerufsBildungsZentrum Alexander von Humboldt
Av. Benavides 3572, Santiago de Surco. Lima - Perú. Telefon: 617 9090.