Puno

Einer meiner Träume war schon immer nach Puno zu reisen, aber die Höhenangst hat mich immer wieder davor zurückgehalten. Erst nach längerem Bitten meiner Tochter und nach einer Spendensammlung von Schulutensilien beschlossen wir, unsere Ängste zu vergessen und die Reise nach Amantani, gelegen am Titicacasee, anzutreten. Seit diesem Besuch kann uns nichts mehr aufhalten und wir fühlen uns verpflichtet, noch ein Jahr den Bedürftigsten, besonders denen von Puno und Umgebung, zu helfen. Vergangenen Juni haben wir warme Kleidung, Decken, Nahrungsmittel, Vitamine gegen Mangelernährung, Medizin, Schulutensilien und Vitamine für Tiere (Vieh) mitgebracht.

Puno I

Wie auf vorherigen Reisen fuhren wir von Lima nach Juliaca, dann nach Ayaviri, um von dort nach Macusani (unserem Projektzentrum), Pronvinz von Carabaya (mit einem Höhenbereich zwischen 2.000 und 5.500 m. über dem Meerspiegel), zu kommen. Am ersten Tag fuhren wir bis Pumachanca, fast 5 Stunden von Macusani entfernt, und besuchten zum zweiten Mal dieses kleine Dorf. Pumachanca ist das letzte Dorf dieses Gebietes und liegt, buchstäblich, am Ende der Landstraße – am Fuße eines Bergsgipfels. Auf der anderen Seite des Berges liegt Cusco. Pumachanca befindet sich im nordöstlichen Teil des Distrikts Ollachea, im Norden der Region Punos. Alle Dorfbewohner sprechen Quechua und bewahren bis heute die alten Sitten und Bräuche Rituale ihrer Vorfahren. Ihre tägliche Kleidung ist aus handgesponnener Alpakawolle hergestellt, wie auch ihre Hüte, die nach dem Vorbild ihrer Vorfahren gemacht sind. Sie arbeiten in ihren traditionellen Gemeinschaften (Ayni, Minka, usw.) zusammen. Alle ihre ökonomischen Tätigkeiten werden nach dem Prinzip des ökologischen Landbaus gehalten. Es gibt kaum Jugendliche und in keinem der Dörfer, die wir besucht haben, gab es eine Sekundarschule. Am nächsten Tag reisten wir nach Oscoroque, ein fern gelegener Ort, noch ungefähr 3 Stunden von Macusani weg, gelegen in der Gemeinde von Crucero. Es war das erste Mal, dass wir dort hingefahren sind. Die Bewohner, vor allem die Kinder, haben uns mit groβer Freude empfangen. Es war ein erlebnisreicher Tag für uns, denn wir gelangten zu unseren verlassenen Brüdern.

Puno II

Puno III

Der letzte Tag war einfach großartig in allen Aspekten. Wir fuhren nach Usicayos, angesehen als das ärmste, kaum bekannte und kaum besuchte Gebiet von ganz Puno - weil es schwer zu erreichen ist. Deshalb hat dieses Dorf eine groβe archäologische Bedeutung. Besser gesagt, wir kamen zu einer kleinen Siedlung Namens Phusca, ungefähr 4 Stunden vom Dorf Coaza entfernt, in dem der peruanische Fotograph Martin Chambi geboren ist. Phusca ist die am weitesten entfernte Siedlung im Gebiet, und wir fanden hier eine heilige Zitadelle mit groβen Mauern aus Stein und groβen angelegten inkaischen Terassen (Andenen) - „Phisqa Punku“ genannt.

Puno IV

Puno IV

Puno VI

Erst vorherige Woche wurde dort eine befahrbare Straβe eingeweiht. Vorher konnte man nur auf Tieren dorthin gelangen. Wir waren die Ersten, die mit Auto hierher kamen. Der Weg war schwer befahrbar: mit Löchern, Steinen, viel Schmelzwasser, das groβe Stauseen bildete. Als wir uns langsam den Bewohnern näherten, bestaunten sie uns überrascht, denn sie wussten nicht, dass wir ankommen würden – sie haben kein Licht und kein Telefon um zu kommunizieren.

Puno VII

Puno VIII

Zu Beginn erschien uns das Dorf sehr einsam. Mit den wenigen Erwachsenen, die es gab, gingen wir talabwärts zur Schule, um die Kinder zu sehen. Sie hatten zuerst erschrockene, aber dann auch überraschte und fröhliche Gesichter. Sie rannten zu den anderen, um sie zu holen. Einige hüteten Alpakas, andere waren mit den Kartoffeln und dem Mais beschäftigt. Die geernteten Kartoffeln werden in der höchsten und kältesten Zone der Region im Frost haltbar gemacht - der Monat Juni ist die Zeit des Frosts. Die älteren Bewohner trugen antike traditionelle Hüte geschmückt mit Blumen aus der Gegend. Die ganze Zeit, in der wir dort waren, gab es viel Nebel. Man konnte kaum von Haus zu Haus schauen. Die Atmosphäre war hier ganz besonders. Es kam uns vor, als wäre hier die Zeit schon vor langer Zeit stehen geblieben. Wir unterhielten uns mit ihnen und hörten uns ihre Bedürfnisse an. Seit 10 Jahren hat sie niemand besucht, um ihnen zu helfen. Sie haben uns freudig empfangen. Am Nachmittag sank die Temperatur, und nachdem wir alles, was wir mitgenommen hatten, gleichmäβig verteilt hatten, fuhren wir nach mehr als 3 Stunden zurück nach Macusani.

Puno IX

Puno X

Puno XI

Dies war ein sehr besonderes Erlebnis für uns. Man kann kaum mit Worten die Hilfe und Notwendigkeiten beschreiben, die unsere Brüder eigentlich brauchen, und das Wenige, was wir für sie machen konnten. Unsere Anstrengungen – lange Reise, Rückenschmerzen, Müdigkeit usw. – haben sich sehr gelohnt. Alles, damit diese Menschen für einen Moment fühlen, dass sie wichtig sind, und dass jemand sie mag und sich an sie erinnert.

Marilú Monge
Mutter ehemaliger Schüler

Puno

Puno

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