50 - jähriges Jubiläum

50 Jahre Deutsch-Peruanische Schule “Alexander von Humboldt” (1952-2002)
Von Teodoro Hampe Martínez

Wir stehen kurz vor dem zweihundertjährigen Jubiläum des Besuchs des preußischen Gelehrten Alexander von Humboldt (1769 – 1859) im Gebiet des Vizekönigreichs Peru, und um dieses Ereignis würdig zu begehen, wurde eine Reihe künstlerischer, kultureller und wissenschaftlicher Veranstaltungen geplant.

Cincuentenario Colegio Alexander von Humboldt

Nachdem Baron von Humboldt ausgiebig die Küste von Venezuela, das Orinoco-Becken, die Insel Kuba und die weiten Gebirgsketten von Neu Granada und Quito bereist hatte, betrat er am 2. August 1802 das Gebiet, das zum Regierungsbezirk von Lima gehörte, wobei er zuerst die Ortschaft Ayabaca im Hochland der jetzigen Provinz Piura besuchte. Wie er im ausführlichen Bericht über seine Amerika-Reise mitteilt, war der ursprüngliche Grund seiner Reise nach Peru der Wunsch, sich mit der von Nicolas Baudin geleiteten französischen Umsegelungsexpedition zu treffen. Baudin hatte sich jedoch entschlossen, seine Route zu ändern, weshalb es nicht zum Treffen mit dem Baron an der Küste Amerikas kam.

Humboldt, den die fernen und exotischen Orte faszinierten, träumte davon, auf seiner Reise auch die polynesischen Inseln und sogar die Philippinen zu besuchen. Wenn er sich diesen Wunsch auch nicht erfüllen konnte, so hat er doch während seines viermonatigen Aufenthalts auf peruanischem Boden die Möglichkeit gehabt, in der Nähe von Trujillo zum ersten Mal den Pazifischen Ozean zu bewundern und Merkur an der Sonnenscheibe vorbei ziehen zu sehen. Er nutzte seine Reise außerdem dazu, Studien über das Amazonas – Becken, die Anden, die Flora und Fauna, die monumentalen Spuren der vorspanischen Zeit und die zeitgenössische soziale Realität im Vizekönigreich anzustellen. Von Humboldt erforschte nicht nur die naturwissenschaftlichen und geographischen Merkmale des Landes, sondern befasste sich auch intensiv mit historischen, politischen, wirtschaftlichen und sozialen Fragestellungen, wobei er mit seinen Schilderungen ein detailliertes Bild vom Leben in Peru zu Beginn des 19. Jahrhunderts hinterließ.

Es gibt deshalb viele gute Gründe, dieses zweihundertjährige Jubiläum zu feiern, wobei das immer noch gültige Vermächtnis Humboldts hervorzuheben ist, nämlich sein Aufruf zur interdisziplinären Zusammenarbeit und zur multikulturellen Toleranz. In diesem Zusammenhang möchte ich meinen eigenen Beitrag zu einem anderen großen Tag in diesem Jahr leisten, dem 50jährigen Jubiläum der Deutsch – Peruanischen Schule „Alexander von Humboldt“ (1952 – 2002). Wenn mich die Leiter dieser Schule gebeten haben, diese Worte bei einer so wichtigen Feier an Sie zu richten, geschah dies zweifellos, weil ich mich beruflich der Geschichte widme, das heißt der Kunst, die Vergangenheit heraufzubeschwören und darzustellen. Es fällt mir jedoch nicht leicht, auf ein paar Seiten all die während einer langen Forschungsarbeit gesammelten Aufzeichnungen und meine persönlichen Erinnerungen an die Humboldtschule, die ich vor einem Vierteljahrhundert verlassen habe, zusammen zu fassen. Aber lassen wir einfach die Vergangenheit vorbeiziehen. .....

Deutsche Ausbildung in Peru: die Vorgeschichte

Die Gründung der Deutschen Schule im Hafen von Callao um das Jahr 1864 herum stellt den Beginn deutscher pädagogischer Aktivitäten in der Republik Peru dar. Vor diesem Hintergrund und dank der Initiative von Herrn Manuel Pardo – dem höchsten zivilen Führer in der Zeit vor dem Pazifikkrieg – and anderer namhafter Persönlichkeiten konnte 1872 das Institut von Lima gegründet werden. Für diese Ausbildungsstätte wurden fünf deutsche Lehrer vom Gymnasium der Stadt Köln unter der Leitung von Dr. Leopold Contzen verpflichtet, die eine ähnliche humanistische Ausbildung wie in den bedeutendsten Sekundarschulen des Reiches sicherstellen sollten. Am 1. April 1872 nahm das Institut von Lima seine Tätigkeit in einem gemieteten Gebäude in der Straße Riva auf, dem vierten Straßenblock des heutigen Jiron Ica. Die vorherrschenden Sprachen waren Deutsch, Latein und Griechisch.

Anschließend wurde ein ziemlich großes Gebäude an der Avenida Grau gebaut. Aber die allgemeine Niedergeschlagenheit im Anschluss an die Niederlage im Krieg gegen Chile machte es schwer, die ehrgeizigen Ziele, mit denen dieses Institut errichtet worden war, zu erreichen. Deshalb sah man sich um 1910 gezwungen, in unserer Stadt eine neue und unter den gegebenen Umständen angemessenere Deutsche Schule zu eröffnen. Diesmal kam die Initiative von einem Dreigestirn aus der deutschen-peruanischen Gemeinde, und zwar von den Herren Walter Justus, Fernando Oechsle und Adolfo Dammert. Die Deutsche Schule wurde in der Straße Mascarón – fünfter Straßenblock des Jiron Cuzco – eröffnet und war ein gemietetes Haus mit dunklen Zimmern, das für den Schulbetrieb nicht sonderlich gut geeignet war.

Der erste Leiter der neuen Einrichtung war Dr. Erich Zurkalowski – Lutheraner, Lehrer für Weltgeschichte und „ein gutmütiger Mann von hagerem Aussehen und mit einer ausgezeichneten akademischen Bildung“, wie sich ein berühmter früherer Schüler, Estuardo Núñez, erinnert. Unterrichtet wurde morgens von 8 bis 12 Uhr und nachmittags von 15 bis 18 Uhr. Es wurde von Anfang an festgelegt, dass der Lehrplan einen deutschen Charakter haben, jedoch Raum für die spanische Sprache und die peruanische Geschichte und Geographie lassen und sich so weit wie möglich den schulischen Bestimmungen des Landes anpassen sollte. Anstatt Latein und Griechisch wurde schwerpunktmäßig Englisch unterrichtet, eine Sprache, die ab der 4. Grundschulklasse Pflichtfach sein sollte. Und aus pädagogischer Überzeugung sollte die Verleihung von Preisen, Urkunden und Medaillen auf ein Minimum beschränkt werden.

Erwähnenswert ist sicherlich, dass Jorge Basadre (1903 – 1980), der große peruanische Historiker, Gelegenheit hatte, in Berlin den bereits erwähnten Dr. Zurkalowski einige Jahre nach seiner Rückkehr aus Peru zu sprechen. In seinen Memoiren „Das Leben und die Geschichte“ (1975) erinnert sich Basadre an diese Persönlichkeit: „Eines Tages fragte ich ihn: ‚Sie haben lange Zeit peruanische Kinder unterrichtet und unterrichten heute eine große Anzahl deutscher Kinder – welchen Unterschied finden Sie zwischen den einen und den anderen?’ Er überlegte eine Zeitlang und sagte dann: ‚Die Peruaner lernen schnell und vergessen bald und die Deutschen lernen mit größerer Schwierigkeit, aber dann vergessen sie es nicht mehr ...’“ Was für eine Beobachtung!

Blütezeit und Ende der Deutschen Schule

Um die Atmosphäre, die zu Beginn in der Deutschen Schule in Lima herrschte, zu beschreiben, greift man am besten auf die informativen und leidenschaftlichen Seiten zurück, die ihr Jorge Basadre in seinem bereits erwähnten Buch widmet. Er stellt darin u.a. fest, dass die Ausbildungsstätte ihren Unterricht hauptsächlich an den offiziellen Lehrplänen der Regierung orientierte, „obwohl alle Fächer, die nichts mit peruanischer Geschichte oder Geographie, katholischer Religion oder der spanischen oder englischen Sprache zu tun hatten, auf Deutsch von speziell aus Europa vermittelten Lehrern unterrichtet wurden.“ Eine weitere erwähnenswerte Besonderheit war der gemeinsame Unterricht von Jungen und Mädchen, was die Deutsche Schule zu einer Vorkämpferin für die Koedukation machte. Man versuchte, die Pflichterfüllung durch strikte disziplinarische Regeln zu gewährleisten und den Stärken der Schüler eine entsprechende Richtung zu geben.

Die wenigen Überlebenden aus dieser Zeit erinnern sich noch an die Aktivitäten der Pfadfindergruppe, die von Lehrer Karl Maisch organisiert wurden – u.a. an die Paraden bei öffentlichen Veranstaltungen und die Ausflüge zu interessanten Orten in der Umgebung von Lima. Der nächste Sitz dieser Ausbildungsstätte, wohin man 1917 umzog, war viel geräumiger: ein prachtvolles einstöckiges Herrenhaus aus der Vizekönigszeit mit goldgerahmten Spiegeln und drei Zierhöfen. Dieses Haus steht heute noch in der Straße Botica de San Pedro im vierten Straßenblock des Jiron Miro Quesada. Die Situation, die die Schule damals durchlebte, wird in den Memoiren „Bajo el Jazmin“ (1997) von Botschafter Alberto Wagner de Reyna unverblümt beschrieben: „Diese Einrichtung mit gutem pädagogischen Ruf, aber ohne großes gesellschaftliches Ansehen befand sich in einem alten, riesigen Herrenhaus in der Straße Botica de San Pedro ...“

In der US-freundlichen Regierungszeit des Präsidenten Augusto B. Leguia stand die Deutsche Schule aufgrund der neuen Vorschriften des Erziehungsministeriums bezüglich der Lehrpläne vor einer schwierigen Situation. Im Jahre 1922 wurde vorübergehend der Unterricht der deutschen Sprache als Fremdsprache – oder besser gesagt als Hauptsprache – an dieser Ausbildungsstätte verboten. Erst nach langwierigen Bemühungen seitens des damaligen Schulleiters Richard Westermann wurde eine Sonderregelung erwirkt, die es der Schule erlaubte, mit ihrem ursprünglichen Lehrplan fortzufahren.

Es war von Anfang an klar, dass die deutsche Kolonie in Lima nicht groß genug war, um den Eintritt in die Schule ausschließlich auf diese zu beschränken, und die peruanischen Familien waren in immer stärkerem Maße bereit, ihre Kinder auf die Deutsche Schule zu schicken.

Im Jahre 1920 waren 73,7% der Schüler Kinder aus peruanischen Familien. Unter diesen Gegebenheiten zogen die Sekundarklassen im Jahre 1924 in ein speziell für die Deutsche Schule im fünften Straßenblock der Avenida Bolivia gebautes Gebäude ein, ganz in der Nähe der staatlichen Schule Nuestra Señora de Guadalupe. Zur selben Zeit zog die Unterstufe in einen Teil des repräsentativeren Deutschen Hauses an der von den Straßen Bolivar und Reducto gebildeten Ecke in Miraflores.

Obwohl sich das Ansehen der Institution festigte, beschloss die Schulleitung im Jahre 1932, die Räume an der Avenida Bolivia aufzugeben und alle Aktivitäten auf den Bezirk Miraflores zu konzentrieren, und zwar im bereits erwähnten Gebäude. Lehrer Arthur Loth, der seit 1935 die Schule leitete, hatte den Auftrag, den Unterricht nach den Prinzipien des nationalsozialistischen Regimes, das zu dieser Zeit in Deutschland herrschte, zu ideologisieren. Folgerichtig verringerte sich die Schülerzahl – auch wegen des Beschlusses, sich nicht den Programmen des peruanischen Erziehungsministeriums zu unterwerfen und keine offiziellen Zeugnisse auszustellen.

Nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs und der Kriegserklärung von Peru an Deutschland wurde die Deutsche Schule im Jahre 1942 geschlossen; gleichzeitig erfolgte die zwangsweise Ausweisung aller Staatsangehörigen des Reiches. Aufgrund dieser Tatsache wurde das Gebäude in der Straße Bolivar in Miraflores beschlagnahmt. Trotz dieser traurigen Umstände konnten Schüler von über 20 Abschlussklassen sich mit Stolz an die Lehrer erinnern, die für ihre ausgezeichnete Ausbildung verantwortlich waren. Denn in den verschiedenen Gebäuden der Schule haben Persönlichkeiten unterrichtet wie August Weberbauer, Biologie- und Geographielehrer, Raul Porras Barrenechea und Jorge Guillermo Leguia, Geschichtslehrer, Luis Alberto Sánchez und Estuardo Núñez, Literaturlehrer, Karl Weiss, Musiklehrer und Leiter der staatlichen Schule San Jose in Chiclayo, an den man sich gern erinnert, und der Spanier Emilio Huidobro, unvergessen wegen seines originellen Sprachunterrichts.

Die Geburt der Schule „Alexander von Humboldt“

Um die Tore der geschlossenen Ausbildungsstätte erneut zu öffnen – wenn auch unter einem neuen Namen – wurde im Jahre 1951 eine Sonderkommission gebildet, an der der Dozent Luis Felipe Alarco, der Konsul Gustav von Bischofshausen und der Geschäftsmann Friedrich G. Moll teilnahmen. Dank ihrer gemeinsamen Bemühungen und ihrer materiellen Unterstützung wurde genau vor fünfzig Jahren im April 1952 die Deutsch – Peruanische Schule Alexander von Humboldt eingeweiht: Unter der symbolischen Schirmherrschaft dieses bemerkenswerten Wissenschaftlers und Reisenden begann ein neuer und nachhaltiger Abschnitt deutscher Bildungsarbeit in unserem Lande.

Um dieser Ausbildungsstätte, die ihren Betrieb in einem kleinen angemieteten Gebäude im fünften Straßenblock der Av. Larco in Miraflores mit ca. 60 Schülern aufnahm, Leben zu geben, dachte man daran, die deutsche Kultur und Sprache unter Kindern unterschiedlicher Herkunft zu fördern; die neue Schule sollte die Merkmale einer Begegnungsschule haben. Und um die schlechten Erfahrungen der Vergangenheit nicht zu wiederholen, ging man von der Notwendigkeit aus, offizielle Zeugnisse und die Anerkennung des peruanischen Staates zu erlangen, indem man sowohl die nationalen als auch die deutschen Lehrpläne beachtete.

Die damaligen Lehrer und Schüler erinnern sich an den Lehrer Egon Lüdecke, den ersten Schulleiter der Humboldtschule (1952 – 1956), als einen unkomplizierten, offenen und echten Pädagogen – rau und gleichzeitig sehr menschlich. Diese Persönlichkeit fühlte eine große Verbundenheit zu Peru und sagte in freundschaftlich gehaltenen Vorträgen, dass er gerne „eine Mischung aus dem deutschen Verstand und dem peruanischen Herzen“ machen würde. In ihren Erinnerungen schreibt die damalige stellvertretende Schulleiterin Beatriz Benoit de Velazco, dass bald zahlreiche Anträge von Eltern zur Einschreibung ihrer Kinder eintrafen - Aber in Wirklichkeit handelte es sich bei vielen um besonders schwierige Kinder, so dass sich eine ziemlich bunte Schülerschaft bildete mit nicht wenigen „aussichtslosen Fällen“ aus der Sicht von Eltern, die die strenge deutsche Disziplin als eine Art letzten Rettungsring ansahen.

Ab 1956 kamen nach und nach die ersten von der Bundesregierung entsandten Lehrer, die die Grundlage für eine solide und kontinuierliche Vermittlung deutscher Kultur schufen. Ungeachtet ihrer Herkunft hatten alle Schüler dieser Schule die Möglichkeit, den wesentlichen Kern der deutschsprachigen Kultur kennen zu lernen – auf musikalischem Gebiet beispielsweise Beethoven, Schubert und Brahms, in literarischer Hinsicht unter anderen Goethe, Schiller und Heine. Mit Hilfe eines Prozesses konnte glücklicherweise die Rückgabe des Deutschen Hauses im vierten Straßenblock der Straße Bolivar erreicht werden, und hier fand dann auch der Schulbetrieb der Humboldtschule ab dem Schuljahr 1955 statt.

Da die Einrichtungen langsam zu eng wurden, fanden Verhandlungen zum Kauf eines 28.000 m2 großen Grundstücks im Grenzgebiet zwischen Miraflores und Surco, am 30. Straßenblock der Av. Benavides, statt. Dank der Unterstützung durch die Bundesregierung konnte dieses Ziel auch verwirklicht werden. An der Grundsteinlegung für das neue Gebäude nahm am 6. Juli 1958 auch der Präsident des Deutschen Bundestages, Dr. Eugen Gerstenmaier, teil. Bereits im April 1960 konnte der Unterricht im neuen Gebäude an der Av. Benavides beginnen, einem Wahrzeichen für funktionelle und moderne Architektur, in dem wir uns jetzt gerade befinden.

Entwicklung der Schule und persönliche Erinnerungen

Ab 1965 genoss die Schule den Status eines „colegio experimental“ mit besonderen Privilegien bezüglich des Lehrplans und des Benotungssystems. Fünf Jahre später, bereits unter der revolutionären Militärregierung, wurde ein 10.000 m2 großes Grundstück gekauft, das zum angrenzenden Landgut Higuereta gehörte, um die Infrastruktur zu vergrößern. Aufgrund der von General Juan Velasco Alvarado initiierten Bildungsreform wurde die Schule bzw. das private Bildungszentrum Alexander von Humboldt umstrukturiert. Die Schule wurde nun auch von Stipendiaten aus staatlichen Schulen besucht, was zu einer Erweiterung führte. Die Erinnerungen an diese Phase, die ich zusammen mit meinen Mitschülern erlebt habe, vermischen sich nun mit den Aufzeichnungen, die ich als Forscher gemacht habe.

Während wir die Grundstufenklassen besuchten, mussten wir eine Reihe von Lehrplanänderungen über uns ergehen lassen und die stahlgraue Einheitsuniform tragen. Ohne dass wir jemals diesbezüglich gefragt wurden, waren wir eine Art Versuchskaninchen für das Reformprogramm jener Zeit. Aber wir hatten auch angenehme und erbauliche Momente in unserer Schulzeit, denn wie könnten wir uns nicht voller Sympathie und Respekt an das tägliche Aufstellen im Hof pünktlich um 7.40 Uhr erinnern, um den patriotischen und moralischen Ansprachen des peruanischen Schulleiters, Herrn Alberto Malaga, zuzuhören? Wie könnten wir nicht dankbar einige unserer Lieblingslehrer erwähnen? Beispielsweise Frau Walter, Herr Bleyh, Herr Lachenmaier, Herr Hüglin und Herr Mamsch unter den Deutschen; Lucy Ruiz, Rosario Medrano, Cecilia Swayne und Rosa María de los Heros unter den Peruanern. Unsere Erinnerungen haften auch an einigen typischen „humboldtianischen“ Elementen oder Symbolen: Da ist z.B. die Disziplin und die Strenge bei den Hausaufgaben, die mit dem Aufgabenheft und dem erbarmungslosen Klassenbuch kontrolliert wurden, die erhabene Sonnenuhr im Ehrenhof, der alte Basketballplatz und die Laufbahn, die beide später beim Bau der Higuereta – Unterführung gekürzt wurden ...

Beginnend mit dem Jahr 1976 wurden die beiden letzten Sekundarschuljahre beruflich ausgerichtet. So entstand die ESEP, die den Namen Ernst Wilhelm Middendorf trug, mit den Ausbildungszweigen Kunst, moderne Sprachen, internationaler Handel, Naturwissenschaften und Labortechniken, unter denen die Schüler den Schwerpunkt ihrer Ausbildung aussuchen konnten. Obwohl es sich um eine zeitgemäße und ehrenwerte Initiative handelte, wurde die ESEP schließlich wieder abgeschafft und die offizielle Genehmigung zur Abnahme des deutschen Abiturs ab 1982 wieder erlangt. In gewisser Weise hat das ESEP – Experiment jedoch eine glückliche Nachfolge gefunden, und zwar in Gestalt der heutigen Berufsschule Alexander von Humboldt, die in zwei Jahren junge Menschen zu Büroassistenten, Groß- und Außenhandelskaufleuten und Industriekaufleuten ausbildet.

Es besteht kein Zweifel daran, dass die deutsch – peruanische Schule Alexander von Humboldt ständig ihre Bereitschaft und Fähigkeit unter Beweis stellt, ein eigenes Ausbildungsprofil zu entwickeln und dieses ständig verbessern zu wollen. Diese Ausbildungsstätte, die z.Zt. in allen ihren Zweigen 1.548 Schüler hat, ist eine der größten Schulen, die die Bundesrepublik Deutschland im Ausland fördert. Der bereits erwähnte Historiker Jorge Basadre, einer der hervorragendsten Schüler der alten Deutschen Schule, traf folgende zutreffende Feststellung: „Jetzt, mit dem Namen von Alexander von Humboldt, ist sie eine der besten Ausbildungsstätten Perus, und zwar nicht nur wegen ihrer Organisation, ihres didaktischen Materials, ihrer Lehrer und anderer Faktoren, sondern auch wegen ihres architektonischen Komplexes ...“

Die Elternschaft unserer Schüler besteht, wie Sie wissen, hauptsächlich aus drei Gesellschaftsgruppen: aus Peruanern deutscher Abstammung, die ihre kulturelle Bindung zu ihren Vorfahren aufrecht erhalten möchten, aus deutschen Experten, die im Allgemeinen nur für eine kurze Zeit nach Peru entsandt werden, und aus peruanischen Eltern ohne Verbindung bzw. direkte Beziehung zu Deutschland. Es ist Teil der schwierigen Aufgabe des Schulvereins, die Motivationen und Erwartungen dieser Gruppen, die in der Schule zusammen kommen, zu leiten und zufrieden zu stellen. Die große Anzahl von Vorträgen, künstlerischen und sportlichen Aktivitäten, die von der Institution veranstaltet werden, hat im Laufe der Jahrzehnte ihren Charakter als Begegnungsschule und Vermittlerin deutscher Kultur in Peru gestärkt. Zu erwähnen wäre auch noch, dass die Schule seit 1990 die Bibliothek des bekannten verstorbenen Geologen Georg Petersen (1898 – 1985) und des Historikers Eugenio Alarco (...) besitzt.

Der historische Überblick wäre jedoch nicht vollständig, wenn wir unsere Aufmerksamkeit nicht auch auf die Personen richten würden, denen fünf Jahrzehnte lang die anstrengende pädagogische Leitung oblag, die nie problemlos war. Nach dem Abschied von Egon Lüdecke war die Leitung der Humboldtschule folgenden deutschen Lehrern anvertraut: Werner Golde (1957 – 1963), Jürgen Baumgart (1964 – 1969), Josef Krauthausen (1969 – 1975), Wilfried Wehmeier (1975 – 1979), Friedrich Niebling (1980 – 1984), Willi Beck (1985 – 1992) und Dr. Gerd Erich Zimmek (1993 – 2000). Auf peruanischer Seite lag die Verantwortung in den Händen von Alberto Málaga Muñoz (1975 – 1982), Guillermo Sánchez Moreno (1983 – 1984) und Carlos M. Vignale Zegarra (1985 – 2001).

Zurzeit, zu Beginn des neuen Jahrtausends, wird unsere Schule von Herrn Dr. Anton Willkomm geleitet, wobei ihm Frau Gizela Landa als peruanische peruanische Schulleiterin zur Seite steht. Gemäß statistischer Daten vom April 2002 beträgt die Gesamtzahl der Schüler aus dem Kindergarten, der Grund-, Mittel- und Oberstufe, den zum Abitur führenden 12. und 13. Klassen und der Berufsschule 1.540. Jungen und Mädchen sind gleich stark vertreten; 69,3% der Schüler haben die peruanische Staatsangehörigkeit.

Nachwort: Ein Blick auf die Vergangenheit und die Zukunft

Mit bemerkenswerter Großzügigkeit bestreitet die Bundesrepublik Deutschland auch nach einem halben Jahrhundert weiterhin einen großen Teil sowohl der Personal-, als auch der Materialkosten, die für den Betrieb der Humboldtschule unumgänglich sind. Ihre Existenz als eine Stätte kultureller Begegnung und Vermittlung stellt ein echtes Privileg für unser Land dar. In den vergangenen 50 Jahren hat unsere Schule verschiedene Generationen peruanischer und deutscher Schüler sowie Schüler anderer Nationalitäten meist erfolgreich ausgebildet; sie hat eine ausgezeichnete Rolle bei den Bemühungen gespielt, das Bildungswesen in Peru zu reformieren. Wir hoffen von Herzen auf eine Fortführung dieser positiven Bilanz in der Zukunft, um die bilateralen deutsch – peruanischen Beziehungen weiter zu stärken und um ihren berühmten Schutzpatron, den Baron von Humboldt, zu ehren.

Wenn wir die Teile des spanischen Amerikas betrachten, die Alexander von Humboldt bereiste, so sehen wir, dass er überall ein tiefes und dauerhaftes Vermächtnis hinterlassen hat. Der Reisende respektierte immer die Identität und kulturelle Autonomie der eingeborenen Bevölkerung, forschte nach ihrem Ursprung, ihren Gebräuchen und ihrem Geistesleben. Andererseits ist es eine Tatsache, dass die Reise Humboldts auf dem europäischen Kontinent große Aufmerksamkeit erregte: Dank seiner ethnischen Studien, seiner kartographischen und naturwissenschaftlich orientierten Zeichnungen bekam man Zugang zu dem vielfältigen Reichtum, den Amerika, einer der interessantesten und damals am wenigsten bekannten Teile dieser Erde, barg. Deshalb sahen die Menschen damals den preußischen Naturforscher als „den zweiten Entdecker“ der Neuen Welt an, der die Neugierde für eine kurz vor ihrer politischen Emanzipation stehende Hemisphäre erweckte.

Beeinflusst vom Zeitgeist der Aufklärung, ein vielseitiger Denker und Forscher auf fast allen Gebieten, verteidigte der Baron ständig die Unabhängigkeit seiner Ideen und seiner Forschungsarbeit. Er war der Meinung, dass das Wissen allen Menschen zur Verfügung stehen und zur Verbesserung ihrer Lebensbedingungen beitragen sollte. Aus demselben Grunde war er darauf bedacht, dass seine Entdeckungen, Reiseeindrücke und Arbeitsergebnisse möglichst breite Veröffentlichung fanden. „Mit der Macht der Intelligenz wäre es möglich, die weite Erdkugel zu entdecken“ (Prolog im Cosmos, Band I, 1845) – das sind Worte von Alexander von Humboldt. Anlässlich des zweihundertjährigen Jubiläums seines Besuches in Peru sollten natürlich hauptsächlich die vorbildlichen Tugenden Humboldts als Forscher, Schriftsteller und Mensch, der seine Welt versteht, bekannt gemacht werden – nicht umsonst gilt er schließlich als der letzte Universalgelehrte zu Beginn der Neuzeit.

Colegio Peruano Alemán - Deutsche Schule Lima Alexander von Humboldt
Av. Benavides 3081, Miraflores. Lima - Perú. Telefon: 617 9090.